Donnerstag, 28. April 2022

Zu wenig Strom für Elektroautos, deshalb bald Blackout?

 

Wenn alle auf Elektroautos umsteigen würden, ginge sich das nicht aus. Das hört man immer wieder sagen. Also schauen wir uns das einmal etwas genauer an. Leider sind die Daten über den Fahrzeugbestand unserer Gemeinde nicht öffentlich zugänglich. Die Statistik Austria veröffentlicht nur die Daten für den gesamten Bezirk. Somit ist eine Abschätzung notwendig.

Der PKW-Bestand für den Bezirk Mödling wird für 2021 mit insgesamt 81.029 PKW angegeben bei einer Einwohnerzahl von 119.240. Das ergibt rd. 0,68 PKW/EW. Für Biedermannsdorf ist die Einwohnerzahl für 2021 mit 3.135 angegeben. Bei einer Umlegung des Durchschnitts beträgt der PKW-Bestand im Ort also ca. 2.130.


Die Jahreskilometerleistung aller Biedermannsdorfer PKW nehme ich mit durchschnittliche 12.000 km an. Damit wäre die gesamte im Jahr zurückgelegte Distanz ca. 25,56 Mio. km. Der Verbrauch eines E-PKWs beträgt durchschnittlich etwa 17 kWh/100 km. Das ergäbe einen Gesamtjahresverbrauch von etwa 4,4 Mio kWh,wenn alle PKW in unserem Ort elektrisch betrieben würden. Also etwa so viel wie der aktuelle Stromverbrauch aller Biedermannsdorfer Haushalte zusammen. So viel elektrische Energie kann doch gar nicht erzeugt werden, oder? Womöglich noch in unserer Gemeinde?


Rechnen wir das einmal mit Photovoltaik durch. Der Flächenbedarf für diese Energiemenge errechnet sich wie folgt: 4,400.000 kWh/700 kW pro ha / 1200 h (Jahresvolllaststunden) ergibt insgesamt 4,8 ha. Das sind nur 0,5% der Gemeindefläche. Das ist etwa die halbe Fläche des aktuellen Lehmabbaugebietes beim Kreisverkehr nach Vösendorf. 

 


Das Problem liegt also nicht in der notwendigen zusätzlichen Strommenge. Die Frage ist, wann wird E-Mobilität für mehr Menschen leistbar? Derzeit werden hauptsächlich schwere Luxuskutschen gebaut. Wie es in den ersten Jahrzehnten des Automobiles war. Jetzt ist aber die Geschwindigkeit der Veränderung wesentlich höher. Natürlich ist die jahreszeitliche Verteilung der Energiegewinnung nicht so wie benötigt, aber das kann auch zeitgerecht gelöst werden.


Warum ist das mit der notwendigen Strommenge eigentlich nicht ein größeres Problem? Der Verbrennungsmotor hat einen durchschnittlichen Wirkungsgrad von etwa 25%, d.h. drei Viertel vom getankten Benzin/Diesel geht als nicht nutzbare Wärme in die Luft (neben einigen Abgasen). Elektroautos weisen einen Wirkungsgrad von über 80% auf. Siehe das Foto am Anfang.


Schritt für Schritt sollten wir doch den Sauerstoff wieder für unsere Atmung reservieren und nicht mehr den so verschwenderischen und sehr wenig effizienten Verbrennungsmotoren überlassen.


Günter Bramböck

Mittwoch, 27. April 2022

Sie müsste eigentlich nicht stinken, sondern könnte etwa ⅓ unserer Haushalte heizen!

 

Die Zentralkläranlage in Mödling an der Grenze zu Biedermannsdorf war bei ihrer Inbetriebnahme 1904 die erste biologische Kläranlage Mitteleuropas. Sie wurde in mehreren Stufen erweitert, unter anderem 2007, als die Abwässer aus unserem Ort hinzu gekommen sind. Die Anlage ist auf 130.000 Einwohner-Gleich-Werte (EGW) ausgelegt.

Die biologische Reinigung des Abwassers setzt eine erhebliche Gasmenge frei, welche zu etwa einem Drittel aus CO2 und etwa 2/3 aus energiereichem Methan besteht. Der unangenehme Geruch wird durch kleinste Mengen an schwefelhaltigen Gasen verursacht.


Im Vergleich zu den Daten der Kläranlage Wiener Neustadt dürfte der jährliche Ausstoß an Methan in dieser Kläranlage etwa 250.000 m³ betragen. Das Methan wird derzeit ungenutzt an die Luft abgegeben.

Die Menge an Methan entspricht etwa dem Erdgas-Verbrauch von 500 Haushalten für Heizzwecke. Der Verlust an Energiepotential beträgt etwa 2,500.000 kWh/Jahr, was gut der Hälfte des Stromverbrauchs aller Haushalte in unserem Ort entspricht.


Zum Vergleich: Seit 2017 produziert neben der Kläranlage auf knapp 5.000 m² eine Photovoltaikanlage mit 185 kWp ca. 200.000 kWh elektrische Energie pro Jahr. 


Methan hat eine um das 28-fache stärkere Auswirkung auf das Klima und sollte deshalb durch Verbrennung bzw. energetische Nutzung in das weit weniger schädliche CO2 umgesetzt werden. Das Sammeln des Methans erfolgt in Kläranlagen in sogenannten Faultürmen. In der Regel werden diese ab einer Verarbeitungsmenge von 30.000 EGW bei den Kläranlagen errichtet. Weshalb die Erfassung des anfallenden Methans in dieser Kläranlage bisher unterblieb, ist nicht zu eruieren.


In der etwa doppelt so leistungsstarken Kläranlage Wiener Neustadt wurden in den vergangenen 10 Jahren etwa 5,5 Mio m³ erneuerbares Gas in das Erdgasnetz der EVN eingespeist: https://www.gruenes-gas.at/aktuelles/10-jahre-biomethan-einspeisung-in-wiener-neustadt/


Aber vielleicht liefert die aktuelle Energiekrise den entscheidenden Anstoß zur Luftverbesserung und umweltfreundlichen Energiegewinnung?


Günter Bramböck

Montag, 25. April 2022

Geologische Fußbodenheizung?

 Vielleicht hat sich schon einmal jemand gefragt, wie wohl der Untergrund in Biedermannsdorf beschaffen sein mag. Unser Ort liegt zwischen den Thermalbädern Baden und Oberlaa und dies lässt vermuten, dass auch unter unseren Füßen der Boden wärmer sein könnte.

Zur Geologie des Wiener Beckens hat Dr. Godfrid Wessely, Geologe bei der OMV 1983 eine umfassende Publikation auf Basis einiger von der OMV durchgeführter Bohrungen erstellt. Eine dieser Bohrungen erfolgte im Raum zwischen Laxenburg und Achau und dabei gab es interessante Erkenntnisse.


Das Wiener Becken ist der Randbereich des nach Beginn der Alpenauffaltung aus dem Paratethys-Meer vor etwa 10 Millionen Jahren entstandenen Pannon-Sees. Dementsprechend sind Verwerfungen im Untergrund, welche den Grundwasserstrom erheblich beeinflussen. Kaltes Wasser fließt im porösen Untergrund von den Alpenausläufern bis zum Leopoldsdorfer Grabenbruch, wo es durch wasserdichten Mergel umgelenkt wird. Das erwärmte Wasser steigt auf und wird durch die Bodenschichtung in geringerer Tiefe wieder Richtung Westen umgeleitet.


Diese Schlussfolgerung ergab sich unter anderem aus einem interessanten Phänomen. Bei der erwähnten Bohrung war der Untergrund in etwa 250 m Tiefe schon 50°C warm. Die Temperatur nahm dann in größerer Tiefe wieder etwas ab bis der “normale” Verlauf erreicht wurde. Der Schwefelgehalt des Wassers war sogar deutlich höher als jener in Baden. Die Menge des Thermalwassers wurde in der Studie als nicht ausreichend für ein Thermalbad erachtet.


Der Wärmetransport aus größeren Tiefen könnte jedoch zu Überlegungen führen, diesen in einem geschlossenen Kreislauf von der Oberfläche her zu erschließen. Dafür würde schon ein Wärmepumpenbetrieb mit Tiefenbohrungen bis etwa 150 m ausreichen. Die Wärmepumpen könnten fast das ganze Jahr mit Photovoltaik betrieben werden. Dies wäre eine den Grundwasserkreislauf schonende Methode zur Wärmeversorgung.


Günter Bramböck


Nachtrag:


Gemäß VO der NÖ Landesregierung LGBl.Nr.80/2016 gilt folgende Bestimmung:

§ 1

Zum Schutz des Heilwassers der „Thermalschwefelquelle Oberlaa“ in dem im § 2 bezeichneten 
Bereich der Gemeinden Lanzendorf, Maria-Lanzendorf, Achau, Biedermannsdorf,
Wiener Neudorf, Vösendorf, Hennersdorf, Leopoldsdorf, Perchtoldsdorf, Brunn am Gebirge,
Maria Enzersdorf und Mödling bedürfen in diesem Gebiet nachstehende Maßnahmen
vor ihrer Durchführung einer wasserrechtlichen Bewilligung:

1.

Das Abteufen von Tiefbohrungen über 200m Tiefe ab anstehenden Gelände für Zwecke
aller Art sowie jede Änderung solcher Anlagen;

https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=LrNO&Gesetzesnummer=20001137


Das betreffende Gebiet ist im NÖ Atlas ausgewiesen: https://atlas.noe.gv.at/atlas/portal/noe-atlas/map/Wasser/Wasserrecht?bbox=16.32138184794075,48.091538723720625,16.341792425127924,48.09905722061955

Freitag, 22. April 2022

Freiflächen-Photovoltaik gefährdet die Umwelt! Oder?

Vielfach wird verlangt, dass zunächst Dächer, Parkplätze usw. für Photovoltaik genutzt werden sollen, bevor Ackerflächen damit “zugepflastert” werden. Diese würden damit die Bodenversiegelung weiter erhöhen. Auf den ersten Blick scheinen das plausible Forderungen. Was passiert aber tatsächlich mit einer Ackerfläche, die in eine sogenannte Photovoltaik-Freifläche umgewandelt wird?

Auf etwa 120.000 Hektar Ackerfläche werden in Österreich derzeit Getreide, Hackfrüchte und Ölsaaten angebaut um daraus Bio-Diesel oder Ethanol zur Benzin-Beimischung herzustellen. Mit schweren Maschinen wird der Boden vorbereitet und die Ernte eingeholt. Für einen optimalen Ernteertrag wird der aus fossiler Energie hergestellte Stickstoffdünger ausgebracht und gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten sowie gegen unerwünschten Bewuchs werden bedenkliche Spritzmittel eingesetzt. Die Älteren unter uns erinnern sich noch gut an die früher nach einer Autofahrt auf der Frontseite der Autos klebenden toten Insekten. Das waren zu einem erheblichen Teil Nützlinge, man denke nur an das vielfach bedauerte Bienensterben. Wer weiß, wieviel Biodiversität es auf den uns umgebenden Äckern noch geben mag. Den Vögeln, Eidechsen usw. sind die Nahrungsquellen entzogen worden. Wo sind all’ die Schwalben, wie selten ist die Feldlerche geworden?


Wie bringen wir Biodiversität zurück und welche Rolle spielt dabei die Photovoltaik?


Für die Aufstellung von Photovoltaikanlagen auf einem Feld oder einer Wiese werden in geeigneten Abständen Stahlträger in den Boden gerammt, es kommt dafür kein Beton zum Einsatz, damit eine spätere Entfernung leichter möglich ist. Darauf werden die Paneele und die elektrischen Einrichtungen montiert, die Kabelverbindungen verschwinden im Erdboden.


Der Boden ist nun frei für Gräser und blühende Pflanzen. Gemäht wird nur fallweise, höchstens zweimal im Jahr. Damit können die Samen der Pflanzen ausreifen und die dem Standort am besten angepassten Pflanzen werden sich vermehren. Ganz ohne Dünger, ohne Spritzmittel. In fast allen bestehenden Freiflächenanlagen wird der Boden nicht bewirtschaftet, sondern weitgehend der Natur überlassen. Und die Folgen? Die durch die intensive Ackerwirtschaft verlorene Biodiversität kehrt zu einem großen Teil zurück. Mit geringem Aufwand kann eine solche Entwicklung noch unterstützt werden. Niedere, dichte Sträucher als Unterschlupf für Vögel, geschützte Nistplätze für Bodenbrüter, Wasserstellen als Tränke und Laichplatz, usw.


Märchenwelt? In Deutschland gibt es bereits mehrere Untersuchungen von Biologen in Freiflächen-Anlagen mit vielfach überraschenden Ergebnissen und Empfehlungen zum Bau von Photovoltaikanlagen an geeigneten Stellen um die Biodiversität zu unterstützen.


Und es gibt noch einen weiteren entscheidenden Vorteil gegenüber der Energiegewinnung durch Ackerpflanzen. Würde man nämlich die jetzt für Biotreibstoffe in unserem Land genutzten Flächen (hypothetisch) mit Photovoltaikanlagen versehen, würde deren Stromproduktion dem 1,5-fachen des aktuellen gesamten Stromverbrauchs in Österreich entsprechen. So viel Photovoltaik wird aber niemand erwarten.


Und worauf warten wir jetzt eigentlich noch? Geben wir doch der Natur eine Chance!


Günter Bramböck

Donnerstag, 21. April 2022

Auftaktveranstaltung am 20. April 2022

Am 20.4. 2022 fand in der Aula unserer Volksschule vor etwa 70 Teilnehmern die offizielle Auftaktveranstaltung von „Energiezukunft Biedermannsdorf“ statt.

Nach der Begrüßung, Einleitung und Vorstellung der Vortragenden durch Umweltgemeinderat Karl Wagner erläuterte Prof. Kirchler, warum wir uns sehr häufig entgegen unserer rationalen Einsicht verhalten und Handlungen, die wir als eigentlich notwendig erkannt haben, nicht durchführen. Anhand einiger Beispiele stellte er dar, wie sozial gewünschtes Verhalten durch kleine, kaum bewusst wahrnehmbare Anreize gefördert werden kann und wie wir andere, aber auch uns selbst dazu bringen können, als sinnvoll erkanntes Verhalten eher umzusetzen.

Anschließend präsentierte Günter Bramböck die Bedeutung einer sicheren Energieversorgung für unseren Wohlstand. Er erklärte, welche dominante Roller der Elektrizität dabei zukommt, weil sie für (fast) jede Anwendung einsetzbar ist, schadstofffrei lokal erzeugt und genutzt werden kann und über die gesamte Anwendungskette mit den geringsten Umwandlungsverlusten verbunden ist.

Schließlich stellte Heinz Melion kurz dar, was uns zur Gründung von „Energiezukunft Biedermannsdorf“ veranlasst hat, welche Ziele diese Initiative verfolgt und wie diese erreicht werden sollen.

Eine anschließende Diskussion im Forum und auch in kleinen Gruppen beendete schließlich den Abend. Unser Dank gilt nicht nur allen TeilnehmerInnen für ihr Interesse, sondern auch den Damen und Herren von Schule und Jubiläumshalle für ihre Unterstützung.

Die Präsentationen zu Energieversorgung und Elektrizität sowie zur Funktionsweise von „Energiezukunft Biedermannsdorf“ können hier heruntergeladen werden.

Freitag, 15. April 2022

CO2-Abscheidung ist keine Rettung füs Klima

Die CO2-Abscheidung in Kraftwerken und anderen großen Emittenten und dessen nachfolgende Speicherung in unterirdischen Lagerstätten (CCS) bleibt seit Jahrzehnten im Entwicklungs- und Pilotstadium.

Mittels CCS lässt sich der CO2-Ausstoß fossiler Kraftwerke zwar deutlich senken – es fallen jedoch auch weiterhin nennenswert erhöhte Treibhausgasproduktionen an. Während z. B. konventionelle Steinkohlekraftwerke in einer Lebenszyklusanalyse einen CO2-Ausstoß von 790–1020 g/kWh aufweisen, läge der prognostizierte Ausstoß eines CCS-Kraftwerkes mit 255–440 g/kWh niedriger aber immer noch deutlich höher als bei Erneuerbaren Energien. Zudem verschlechtert CCS den Wirkungsgrad - bei modernen Kohlekraftwerken wird von einem Brennstoffmehrverbrauch in Höhe von ca. 24 bis 40 % gegenüber Kraftwerken ohne CCS-Technik ausgegangen, hauptsächlich für die Abscheidung und Verdichtung des Kohlenstoffdioxids.

Die Shute Creek CCUS-Anlage von ExxonMobil ist das weltweit größte Projekt zur CO2-Abscheidung. Doch seit dem Start in den 1980er Jahren wurde die Hälfte des abgeschiedenen CO2 wieder in die Atmosphäre abgelassen, der Rest wurde verkauft, um es in den Untergrund zu pumpen, damit mehr Öl aus erschöpften Bohrlöchern gefördert werden kann. Nur 3 % wurden dauerhaft unterirdisch gespeichert. Über 70 % aller Kohlenstoffabscheidungsprojekte weltweit sind solche CCUS-Projekte (Carbon Capture, Utilisation and Storage), die für die verbesserte Ölgewinnung eingesetzt werden.  

Möglichkeiten, das Kohlenstoffdioxid mittels chemischer Absorber direkt aus der Luft zu filtern (DAC, Direct air capture) werden erst in Prototyp-Anlagen erprobt, nachteilig sind jedoch die hohen Kosten. Entwickler dieser Technik hoffen, die Kosten für die Kohlendioxidabscheidung aus der Luft langfristig auf ca. 100 $/Tonne senken zu können, Speicherung nicht eingerechnet.

Das Warten auf global wirksame, großtechnische Lösungen zur CO2-Reduktion in der Atmosphäre ist wahrscheinlich ein gefährlicher Irrweg. An einer Verringerung der CO2-Emissionen bis auf netto Null führt kein Weg vorbei.

Mittwoch, 13. April 2022

Europa kann sich zu 100 Prozent klimaneutral mit Energie versorgen

Am Institut für Betriebs- und Technologiemanagement (IBT) des Umwelt-Campus Birkenfeld der Hochschule Trier hat eine Forschergruppe untersucht, wie das Energiesystem der Zukunft aussehen kann, das den Herausforderungen des Klimawandels gerecht wird und mit dem die Klimaschutzziele erreicht werden können. In seiner Masterarbeit hat Alexander Blinn gezeigt, dass die Energieversorgung in Europa vollständig auf eine regenerative Energieerzeugung umgestellt werden kann, ohne auf eine verlässliche Bereitstellung von Energie verzichten zu müssen.

Dabei ist er insbesondere der Frage nachgegangen, wie viele Photovoltaik- und Windenergieanlagen in Europa installiert werden müssen, um die Nachfrage nach Strom, Wärme und der im Verkehrssektor nachgefragten Energien zu decken, welche Speicherkapazitäten dazu notwendig sind, sowie dem Einfluss von Dunkelflauten. 

Details dazu

Samstag, 9. April 2022

Photovoltaik auf der "grünen Wiese"?

Ja, natürlich wäre es besser, würden PV-Paneele nur auf Dächern oder über bereits versiegelten Flächen aufgestellt. Aber: Selbst die Energie- und Umweltagentur des Landes NÖ sagt, dass Dachflächen und bereits versiegelter Boden bei weitem nicht ausreichen, um die Ausbauziele für Photovoltaik zu erreichen. 

Denn die vielen Dächer, Parkplätze usw. gehören vielen einzelnen Besitzern. Und nicht alle sehen die Notwendigkeit der Energiewende, nicht alle haben das Geld und die Möglichkeiten, entsprechend zu handeln. Um PV-Module auf dem Dach eines größeren Wohnhauses mit Eigentumswohnungen  zu errichten, ist das Einverständnis der einzelnen Eigentümer notwendig. Alles das sind reale Probleme.

Andererseits: Wenn ein Bauer auf einer Fläche, die landwirtschaftlich für ihn wenig nutzbringend ist, PV-Paneele installiert oder installieren lässt und vielleicht darunter eine Blumenwiese und damit Artenvielfalt gedeihen lässt, ist das immer noch viel besser, als es passiert gar nichts. Warum diese Fläche für ihn wenig nutzbringend ist, ist eine andere Geschichte. Sie hängt vielleicht mit der Frage zusammen, wie viel wir – die Gesellschaft – bereit sind, für die darauf angebauten Lebensmittel, für  seine Arbeit, seine Investitionen und sein Risiko zu bezahlen.

Weitere Infos zu Photovoltaik

Freitag, 8. April 2022

300 Millionen Euro Förderungen für Erneuerbare

Die österreichische Bundesregierung hat ein 300 Millionen Euro schweres Förderpaket für den Ausbau von erneuerbaren Energieträgern beschlossen. Eine entsprechende Verordnung wurde vergangenen Mittwoch im Ministerrat beschlossen. Gefördert werden sollen kleine und mittlere Solar-, Wind- und Wasserkraftanlagen. Die 300 Millionen Euro schweren Investitionen sollen Folgeinvestitionen von 850 Millionen Euro auslösen.

Kernziel des Erneuerbaren Ausbaugesetzes (EAG) ist es, die Stromerzeugung bis 2030 bilanziell über das Jahr gerechnet zu 100 Prozent auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Ab 2040 soll durch die Energieproduktion nur noch so viel CO2 ausgestoßen werden, wie auf natürlichem Weg wieder abgebaut wird.

Um die im EAG festgelegten Klimaziele zu erreichen, müssen bis zum Jahr 2030 zusätzlich Photovoltaikanlagen für 11 TWh, Windkraftanlagen für 10 TWh, Wasserkraftwerke für 5 TWh und Biomassekraftwerke für 1 TWh errichtet werden. Dies wird wohl nur mit einer drastischen Beschleunigung der Bewilligungsverfahren möglich sein.

Und so können diese Förderungen auch in Biedermannsdorf genutzt werden.

Mittwoch, 6. April 2022

Messergebnisse für mehr Transparenz im Strommarkt


Im ersten Beitrag waren die beiden Marktfunktionen beschrieben, mit welchen die Konsumenten direkt Kontakt haben: der Netzbetreiber und der Lieferant. Gehen wir nun einen Schritt weiter und bleiben wir zunächst einmal bei den Strommengen, welche der Netzbetreiber mittels Zähler erfasst.

Die Erfassung der elektrischen Energie erfolgt auf unterschiedliche Art, je nach deren Menge. Für Haushalte war über Jahrzehnte der mechanische Zähler mit den weißen Ziffern auf schwarzen Rollenwerken üblich. Diese Zähler liest der Netzbetreiber ein Mal im Jahr aus und aus der Differenz der Anzeigen wird der zwischenzeitliche Verbrauch ermittelt. Seit etwa 40 Jahren wird die Elektronik zur Erfassung der Verbräuche eingesetzt, zunächst als Hybridlösung und ab Anfang der 1990er Jahre dann als vollelektronische Zähler. Diese Zähler können nun die Energiemengen für jede einzelne Viertelstunde erfassen und abspeichern. Natürlich unterscheiden diese Zähler auch, in welche Richtung die elektrische Energie geliefert wurde, z.B. bei Vorhandensein einer Photovoltaikanlage. Sie werden entweder periodisch elektronisch ausgelesen oder die Werte werden direkt an eine Datenzentrale des Netzbetreibers übermittelt.

Der Netzbetreiber sammelt somit eine riesige Menge an Daten und ordnet diese zu. Er verwendet die Verbrauchswerte für die Abrechnung der Netznutzung direkt an den Netzkunden oder über den Lieferanten. Er gibt die einzelnen Daten dem vom Endverbraucher ausgewählten Lieferanten weiter, damit dieser den Energieverkauf abrechnen kann. Der Lieferant braucht die Daten aber auch für seine Prognoseberechnungen, doch dazu kommen wir noch später.

Pro Lieferant erstellt der Netzbetreiber auch ein sogenanntes Summenprofil, d.h. er summiert alle gemessenen Viertelstunden je Lieferant zu einem Wert je Viertelstunde und Lieferant und je Lieferrichtung in das Netz oder als Entnahme. Wenn es, beispielsweise beim Haushalt, keine einzelnen Viertelstundenwerte gibt, wird der Gesamtverbrauch nach einem Standardprofil auf die einzelnen Viertelstunden seit der vorangegangenen Messung aufgeteilt. Das stimmt zwar für den einzelnen Stromkunden gar nicht, über die Summe aller Haushalte und deren Durchmischung der Verbrauchsgewohnheiten kommt es der Realität jedoch ausreichend nahe.

Die als Lastprofile bezeichneten Viertelstundenwerte eines Lieferanten speist der Netzbetreiber in eine gemeinsames Datenbank ein, zu welcher nicht nur der Lieferant für seine Werte, sondern auch die Abrechnungsstelle für die Abweichungen von Einspeisung und Entnahme durch die Lieferanten und deren Kunden zugreifen kann. Diese Abrechnungsstelle wird als Bilanzgruppenkoordinator bezeichnet. Wenn es einen Koordinator gibt, dann gibt es auch Bilanzgruppen. Und diese üben eine sehr wichtige Mitverantwortung aus in der Stabilität der Stromversorgung.

Damit kommen wir dann beim nächsten Beitrag zum wahrscheinlich spannendsten Teil der Marktorganisation für die Stromlieferung.

Günter Bramböck

Der Strommarkt ist sehr komplex und intransparent, oder?


Ist das so und weshalb sehen fast alle Menschen das so? Hier schrittweise ein Versuch, ein wenig Licht in die Funktionsweise und etwas Ordnung in die Begriffe zu bringen. Es ist eine Welt, die man sich nur nach und nach erschließen kann. Deshalb soll in mehreren kleinen Beiträgen dieser Markt ein wenig verständlicher werden. Beginnen wir bei Ihnen, beim Stromverbraucher.

Der Stromverbraucher ist direkt nur mit zwei Marktfunktionen konfrontiert. Dem Betreiber des Stromnetzes einerseits und dem Lieferanten der Energie andererseits. Die Trennung erfolgte vor gut 20 Jahren im Bestreben, auch bei Energie, welche über Leitungen bereitgestellt wird, einen Wettbewerb einzuführen. Man behauptete, dass für den Konsumenten erhebliche Kostensenkungen möglich wären. Strom z.B. wurde tatsächlich relativ zum Einkommen deutlich günstiger. Ob das ohne Wettbewerb nicht möglich gewesen wäre, sei dahingestellt.

Das Stromnetz ist unsere physische Verbindung zu den (großen) Erzeugungsanlagen. Die Kosten der Netzbetreiber für die Erhaltung und den Ausbau der Stromnetze werden über regulierte Tarife abgedeckt, weil diese Marktfunktion zwangsläufig ein Monopol bleiben muss. Diese Preise sind nicht verhandelbar und es muss die maximale Leistung, auf welche der Netzanschluss ausgelegt ist, vereinbart werden.

Der Strom, bzw. richtig - die elektrische Energie - kann mit bestimmten Voraussetzungen in einem Wettbewerb frei gehandelt werden. Die Voraussetzungen liegen zunächst einmal in einer genauen Messung von Einspeisung in das Netz und Entnahme aus dem Netz durch die angeschlossenen Anlagen, unabhängig, wem diese gehören. Strom fließt physisch immer zwischen den am nächsten miteinander verbundenen Quellen und Verbrauchern. Elektrische Energie kann nicht auf definierten Wegen durch das Stromnetz geleitet werden.

Das erfordert ein Umdenken um einen Markt einzurichten. Die Lieferanten mieten nicht einen Pfad durch das Netz, sondern sie müssen dafür sorgen, dass zu jedem Zeitpunkt so viel Energie aus Quellen in das Stromnetz eingebracht wird, wie seine Abnehmer gerade verbrauchen. Es geht also nicht um den Weg, sondern um die Zeit. Mit den Messungen bzw. Zählern werden die Mengen ständig für jede kurze Zeiteinheit von 15 Minuten festgehalten. Soweit Zähler das nicht können, greift man vorerst auf typische Verbrauchsverhalten zurück. Mit der zeitlichen Erfassung aller Stromflüsse ist es möglich, wie bei einer Buchhaltung mit Soll und Haben für jede Viertelstunde eine Bilanz zu ziehen. Diese Bilanz wird von einer unabhängigen, neutralen Stelle gemacht, damit es nicht zu Manipulationen kommen kann. Das ermöglicht nun grundsätzlich den freien Handel von elektrischer Energie in einem stabilen System.

Was zunächst einmal ein einfaches Prinzip ist, erwächst in der Vielfalt der Stromerzeugungsanlagen und der extrem unterschiedlichen Verbrauchsgewohnheiten zu einem sehr komplexen System. Dessen Grundsätze zu durchschauen ist eigentlich nicht so schwer, wenn da nicht die Vielfalt der Reaktionsmöglichkeiten der Marktteilnehmer wäre.

In den nächsten Beiträgen werde ich also versuchen, die prinzipielle Funktionsweise der Stromversorgung etwas verständlicher zu machen. Wenn es Euch interessiert, bleibt dran.

Günter Bramböck

Sonntag, 3. April 2022

Investitionsförderung nach dem Erneuerbaren Ausbaugesetz


Ab Frühjahr 2022 startet die Investitions-Förderung für Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energieträgern. Förderwerber sind alle natürlichen und juristischen Personen, die Förderhöhe beträgt max. 30 % der förderfähigen Kosten, bzw. max. 45 % der umweltrelevanten Mehrkosten inkl. Zuschläge. Weitere Infos dazu hier.

Samstag, 2. April 2022

Sonne und Erdwärme

 

Sonnenenergie und Wärme in der Erdkruste können auch bei uns einen großen Teil des gesamten Energieverbrauchs eines Einfamilienhauses decken – inklusive Mobilität.

In dem Bild sieht man, woher im Zeitraum vom Juni 2021 bis März 2022 die verbrauchte Energie kam. Gelb die Mengen, die zeitgleich mit der Erzeugung durch die PV-Anlage verbraucht wurden, grün, was aus der Batterie bezogen wurde, die mit Überschussstrom aus der PV-Anlage aufgeladen wird, und dunkelblau jener Teil, der vom Stromnetz bezogen werden musste. Insgesamt wurde in diesem Zeitraum, der ja auch einen Großteil der Heizsaison umfasst, für Strom UND Heizung weniger als 1000 kWh Strom bezogen.

Die Daten stammen von einem Haus in Biedermannsdorf mit 160 qm Wohnfläche. Die Photovoltaik-Anlage hat 10,8 kWp, die Batterie eine Kapazität von 11 kWh, die Beheizung erfolgt durch eine Erdwärmepumpe mit zwei Tiefbohrungen.

Weitere Details finden Sie hier, und hier einige allgemeine Betrachtungen zur Energiespeicherung