Im ersten Beitrag waren die beiden Marktfunktionen beschrieben, mit welchen die Konsumenten direkt Kontakt haben: der Netzbetreiber und der Lieferant. Gehen wir nun einen Schritt weiter und bleiben wir zunächst einmal bei den Strommengen, welche der Netzbetreiber mittels Zähler erfasst.
Die Erfassung der elektrischen Energie erfolgt auf unterschiedliche Art, je nach deren Menge. Für Haushalte war über Jahrzehnte der mechanische Zähler mit den weißen Ziffern auf schwarzen Rollenwerken üblich. Diese Zähler liest der Netzbetreiber ein Mal im Jahr aus und aus der Differenz der Anzeigen wird der zwischenzeitliche Verbrauch ermittelt. Seit etwa 40 Jahren wird die Elektronik zur Erfassung der Verbräuche eingesetzt, zunächst als Hybridlösung und ab Anfang der 1990er Jahre dann als vollelektronische Zähler. Diese Zähler können nun die Energiemengen für jede einzelne Viertelstunde erfassen und abspeichern. Natürlich unterscheiden diese Zähler auch, in welche Richtung die elektrische Energie geliefert wurde, z.B. bei Vorhandensein einer Photovoltaikanlage. Sie werden entweder periodisch elektronisch ausgelesen oder die Werte werden direkt an eine Datenzentrale des Netzbetreibers übermittelt.
Der Netzbetreiber sammelt somit eine riesige Menge an Daten und ordnet diese zu. Er verwendet die Verbrauchswerte für die Abrechnung der Netznutzung direkt an den Netzkunden oder über den Lieferanten. Er gibt die einzelnen Daten dem vom Endverbraucher ausgewählten Lieferanten weiter, damit dieser den Energieverkauf abrechnen kann. Der Lieferant braucht die Daten aber auch für seine Prognoseberechnungen, doch dazu kommen wir noch später.
Pro Lieferant erstellt der Netzbetreiber auch ein sogenanntes Summenprofil, d.h. er summiert alle gemessenen Viertelstunden je Lieferant zu einem Wert je Viertelstunde und Lieferant und je Lieferrichtung in das Netz oder als Entnahme. Wenn es, beispielsweise beim Haushalt, keine einzelnen Viertelstundenwerte gibt, wird der Gesamtverbrauch nach einem Standardprofil auf die einzelnen Viertelstunden seit der vorangegangenen Messung aufgeteilt. Das stimmt zwar für den einzelnen Stromkunden gar nicht, über die Summe aller Haushalte und deren Durchmischung der Verbrauchsgewohnheiten kommt es der Realität jedoch ausreichend nahe.
Die als Lastprofile bezeichneten Viertelstundenwerte eines Lieferanten speist der Netzbetreiber in eine gemeinsames Datenbank ein, zu welcher nicht nur der Lieferant für seine Werte, sondern auch die Abrechnungsstelle für die Abweichungen von Einspeisung und Entnahme durch die Lieferanten und deren Kunden zugreifen kann. Diese Abrechnungsstelle wird als Bilanzgruppenkoordinator bezeichnet. Wenn es einen Koordinator gibt, dann gibt es auch Bilanzgruppen. Und diese üben eine sehr wichtige Mitverantwortung aus in der Stabilität der Stromversorgung.
Damit kommen wir dann beim nächsten Beitrag zum wahrscheinlich spannendsten Teil der Marktorganisation für die Stromlieferung.
Günter Bramböck
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