Freitag, 22. April 2022

Freiflächen-Photovoltaik gefährdet die Umwelt! Oder?

Vielfach wird verlangt, dass zunächst Dächer, Parkplätze usw. für Photovoltaik genutzt werden sollen, bevor Ackerflächen damit “zugepflastert” werden. Diese würden damit die Bodenversiegelung weiter erhöhen. Auf den ersten Blick scheinen das plausible Forderungen. Was passiert aber tatsächlich mit einer Ackerfläche, die in eine sogenannte Photovoltaik-Freifläche umgewandelt wird?

Auf etwa 120.000 Hektar Ackerfläche werden in Österreich derzeit Getreide, Hackfrüchte und Ölsaaten angebaut um daraus Bio-Diesel oder Ethanol zur Benzin-Beimischung herzustellen. Mit schweren Maschinen wird der Boden vorbereitet und die Ernte eingeholt. Für einen optimalen Ernteertrag wird der aus fossiler Energie hergestellte Stickstoffdünger ausgebracht und gegen Schädlinge und Pilzkrankheiten sowie gegen unerwünschten Bewuchs werden bedenkliche Spritzmittel eingesetzt. Die Älteren unter uns erinnern sich noch gut an die früher nach einer Autofahrt auf der Frontseite der Autos klebenden toten Insekten. Das waren zu einem erheblichen Teil Nützlinge, man denke nur an das vielfach bedauerte Bienensterben. Wer weiß, wieviel Biodiversität es auf den uns umgebenden Äckern noch geben mag. Den Vögeln, Eidechsen usw. sind die Nahrungsquellen entzogen worden. Wo sind all’ die Schwalben, wie selten ist die Feldlerche geworden?


Wie bringen wir Biodiversität zurück und welche Rolle spielt dabei die Photovoltaik?


Für die Aufstellung von Photovoltaikanlagen auf einem Feld oder einer Wiese werden in geeigneten Abständen Stahlträger in den Boden gerammt, es kommt dafür kein Beton zum Einsatz, damit eine spätere Entfernung leichter möglich ist. Darauf werden die Paneele und die elektrischen Einrichtungen montiert, die Kabelverbindungen verschwinden im Erdboden.


Der Boden ist nun frei für Gräser und blühende Pflanzen. Gemäht wird nur fallweise, höchstens zweimal im Jahr. Damit können die Samen der Pflanzen ausreifen und die dem Standort am besten angepassten Pflanzen werden sich vermehren. Ganz ohne Dünger, ohne Spritzmittel. In fast allen bestehenden Freiflächenanlagen wird der Boden nicht bewirtschaftet, sondern weitgehend der Natur überlassen. Und die Folgen? Die durch die intensive Ackerwirtschaft verlorene Biodiversität kehrt zu einem großen Teil zurück. Mit geringem Aufwand kann eine solche Entwicklung noch unterstützt werden. Niedere, dichte Sträucher als Unterschlupf für Vögel, geschützte Nistplätze für Bodenbrüter, Wasserstellen als Tränke und Laichplatz, usw.


Märchenwelt? In Deutschland gibt es bereits mehrere Untersuchungen von Biologen in Freiflächen-Anlagen mit vielfach überraschenden Ergebnissen und Empfehlungen zum Bau von Photovoltaikanlagen an geeigneten Stellen um die Biodiversität zu unterstützen.


Und es gibt noch einen weiteren entscheidenden Vorteil gegenüber der Energiegewinnung durch Ackerpflanzen. Würde man nämlich die jetzt für Biotreibstoffe in unserem Land genutzten Flächen (hypothetisch) mit Photovoltaikanlagen versehen, würde deren Stromproduktion dem 1,5-fachen des aktuellen gesamten Stromverbrauchs in Österreich entsprechen. So viel Photovoltaik wird aber niemand erwarten.


Und worauf warten wir jetzt eigentlich noch? Geben wir doch der Natur eine Chance!


Günter Bramböck

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