Vor Jahren las ich einen Beitrag, wonach russische Wissenschaftler in den 1940er Jahren eine Gegenthese zur ansonsten akkordierten Erkenntnis entwickelten. Allgemein wird angenommen Erdöl und Erdgas aus Abbauprozessen von Organismen entstanden seien. Die Russen begründeten ihre These unter anderem damit, dass bei biologischen Prozessen in der Nähe der Öl- und Gaslagerstätten auch Kohle zu finden sein müsste, was aber nicht der Fall ist. Die Russen meinten, dass es sich bei Öl und Gas um “Urstoffe" handle, welche "aus großen Tiefen hervorbrechen” würden. Beispielsweise könne das vor Brasilien in 5000 m Tiefe entdeckte Erdöl unmöglich durch in solch enorme Tiefen eingebrachte organische Masse entstanden sein. Diese Gegenthese konnte sich jedoch nicht durchsetzen, obwohl sie teilweise auch von US-Forschern untermauert worden ist. An diese Theorie erinnerte ich mich nun, als ich heute in der “Presse” einen Artikel zum neu eingerichteten unterirdischen Wasserstoffspeicher der RAG in Gampern (OÖ) gelesen habe.
Dieser Wasserstoffspeicher in mehr als 1000 m Tiefe soll den mittels Elektrolyse aus dem sommerlichen Energieüberschuss gewonnen Wasserstoff für die Wintermonate speichern. Vor allem bei der Nutzung von Sonnenenergie muss der gewaltige Überschuss im Sommerhalbjahr zum entsprechenden Energiedefizit im Winter ausgeglichen werden. Ein Problem dabei ist die wesentlich geringere Energiedichte von Wasserstoff gegenüber Erdgas, welches fast ausschließlich aus Methan besteht.
Die Universität für Bodenkultur hat in Studien unter der Leitung von Paul Loibner eine interessante Beobachtung gemacht. Fügt man dem Wasserstoff CO2 hinzu, verbinden Mikrolebewesen im porösen Sandstein die beiden Stoffe zu Methan. Bei demselben Volumen kann aus Methan etwa dreimal so viel (elektrische) Energie gewonnen werden wie aus Wasserstoff.
Wenn dieser Prozess tatsächlich zu befriedigenden Ergebnissen gebracht werden kann, wäre das ein entscheidender Beitrag zu geschlossenen Kohlenstoffkreisläufen. Wie bei allen notwendigen Umwandlungsprozessen wird es aber auf die energetische Effizienz der Umwandlungsprozesse ankommen und vermutlich auch auf die Dauer eines solchen "Reifeprozesses".
Günter Bramböck