Samstag, 12. August 2023

Wird Nachhaltigkeit zunehmend geschäftsschädigend?

 

Ein Artikel in der “Presse” vom 12.8.2023 über das Dilemma der Finanzinstitute, die an mehr nachhaltigen Investitionen interessiert sind, hat mich nachdenklich gemacht. Nicole Stern beschreibt dort die Aggressivität, mit der die Republikaner in den USA gegen sogenannte “ESG-Kriterien” in der Finanzwelt wettern und dabei in der Öffentlichkeit offenbar Erfolg haben dürften. Die Gegner von Nachhaltigkeit propagieren stattdessen den Profit.

https://www.diepresse.com/14399590/der-kulturkampf-der-finanzindustrie-um-esg

ESG ist die Abkürzung für “Environmental, Social, Governance” auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Amtsführung bzw. Unternehmensführung. Finanzinstitute vermeiden seit einiger Zeit diesen Begriff in der Öffentlichkeit, denn: Die Fixierung auf die Treibhausgase in der Klimadiskussion und die Dramatisierung der zu erwartenden Folgen kommt offenbar bei vielen (Mehrheit?) nicht gut an. 

Das führt zur Frage: warum eigentlich?

Die Wetterextreme werden zweifellos durch die Erwärmung, die damit einhergehende höhere Verdunstung vor allem über den großen Wasserflächen der Meere und der damit zusätzlich gespeicherten Energie vermehrt angetrieben. Aber es ist eher ein kleinerer Teil der Bevölkerung, der dadurch unmittelbar persönlichen Schaden zu tragen hat. Die anderen sind froh, nicht betroffen zu sein und gehen nach eingehender Diskussion der Horrormeldungen wieder zur Tagesordnung über.

Und da scheint mir das Dilemma angesiedelt zu sein. Es fehlt in der Mehrheit der Bevölkerung die unmittelbare - persönliche - Betroffenheit mit Verlust, körperlichen und seelischen Folgen.

Sind diejenigen, die nicht mit Extremwetter zu kämpfen haben, einfach nur in der glücklichen Situation, heil davon gekommen zu sein, oder doch nicht?

Wie sieht es aus mit den - persönlichen - Folgen von Russ und Feinstaub in unserer Atemluft, von ständigem (oft unnötigen) Lärm, von schleichender Verschlechterung der Lebensqualität? Ist es notwendig, dass Protzgehabe, unnötiger Motorenlärm, Gestank und sonstige Rücksichtslosigkeit alle anderen Menschen in der Umgebung in ihrer Lebensqualität zum Teil sehr massiv beeinträchtigen?

Deshalb sollten zum besseren Verständnis der Beeinträchtigungen für diese unmittelbaren Belästigungen und Beeinträchtigungen Abgaben eingeführt werden. Für Russ aus Verbrennungsanlagen von Heizungen, Mobilität bis hin zur Fliegerei. Für unnötigen Lärm aus Fahrzeugen und anderen motorbetriebenen Geräten auf Basis der Typisierung. Und zwar zum Zeitpunkt der Anschaffung, damit diese womöglich erst gar nicht erfolgt.

Steuern sind dazu da, das Zusammenleben zu steuern und jegliche Beeinträchtigung sollte dazu dienen, die Kosten der Folgen zu finanzieren: im Krankenhaus, in der Pflege, usw. Es ist mir unverständlich, warum solche Maßnahmen nicht schon längst zur Verbesserung unserer Gesundheit und unserer Lebensqualität ergriffen worden sind.

Günter Bramböck

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