Donnerstag, 14. Juli 2022

Strompreisdeckel ?

 

Und was könnten die Auswirkungen sein?


Derzeit wird von politischer Seite vielfach eine Preisobergrenze für Strompreise verlangt. Dies ist angesichts der bei etlichen Kunden stark gestiegenen Strompreise grundsätzlich verständlich, allerdings durch Kurzsichtigkeit bei Politik und Konsumenten verursacht.

Vor gut 20 Jahren habe ich mich näher mit den massiven Stromausfällen in Kalifornien befasst. Die detaillierte Analyse hat ergeben, dass viele “zufällig” gleichzeitig eingetretene Ereignisse dafür verantwortlich waren.


Die Hauptfaktoren damals waren:

  • Weitgehender Ausfall der Wasserkrafterzeugung (sonst ca 35% Anteil) infolge Trockenheit

  • Strafen für Überschreitung der CO2-Limits bei Kohlekraftwerken

  • Ausfall der Hauptgaspipeline infolge einer Explosion

  • Unterlassener Ausbau des Höchstspannungsnetzes infolge Widerstand

  • Erhebliche Mängel in der Marktgestaltung für den Wettbewerb (Spekulation)

  • Preisobergrenzen für Stromlieferungen an Konsumenten


Die Parallelen zu unserer heutigen Situation in Europa sind unübersehbar.


Was bewirkte die Preisobergrenze? Man glaubte damit, den Konsumenten zu entlasten. Tatsächlich stieg im sehr heißen Sommer 2001 der Strombedarf für Klimatisierung noch weiter an und beschleunigte die Misere. Dazu kam noch ein Wirtschaftsaufschwung, der die Nachfrage zusätzlich erhöhte.


Und heute bei uns? Wer ist hauptsächlich von den hohen Preisen betroffen? Einerseits solche Konsumenten, welche den Bezug zu garantierten (relativ niedrigen) Preisen abgeschlossen haben. Diese Verträge laufen aus und die Lieferanten legen ihrer Preiskalkulation nun ihre aktuellen Beschaffungskosten zugrunde.


Und es gibt noch jene Gruppe, die sogenannte “Floater” vereinbart haben. Dieses Produkt war in Zeiten niedriger Preise auf der Strombörse vorteilhaft, wälzte jedoch das Preisrisiko voll auf den Konsumenten ab. Darauf sind diese Konsumenten jedoch ausdrücklich hingewiesen worden. Mit der “Explosion” der Großhandelsmärkte trifft es diese Kunden naturgemäß am härtesten. Es gilt: “no fun without risk”. Sie haben teilweise sehr lange von niedrigeren Strompreisen profitiert und in der Zwischenzeit vielleicht das Risiko etwas aus den Augen verloren.


Wenn nun in diese Marktmechanismen eingegriffen wird, nimmt man diesen stark marktbasierten Endkundenpreisen einen Teil des Risikos heraus. Gleichzeitig wird nicht mehr das Signal einer Knappheit ausreichend weitergegeben, was für alle Konsumenten das Risiko eines Blackouts und das Kostenrisiko erhöht. 


Die Kunden ohne Floater müssten mit einer vorzeitigen Preiserhöhung rechnen, damit die Lieferanten ihre Einnahmenausfälle ausgleichen können. Die Beschaffung für diese Kunden hat ja größtenteils schon bei Vertragsabschluss stattgefunden, damit das Preisrisiko eingegrenzt wird.

Weiters erhöht die Preisobergrenze das Konkursrisiko bei einer Reihe von Lieferanten und infolge der Versorgungspflicht wird das Risiko auf andere Lieferanten abgewälzt.


Ein Teufelskreis. In Kalifornien hat die Preisbegrenzung in kurzer Zeit zum Konkurs der zwei Hauptversorger PG&E und SEC geführt. Na dann …


Günter Bramböck

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