Donnerstag, 2. Juni 2022

Große Netz-Batterien für die Zwischenspeicherung erneuerbarer Energie?

 

Strom aus erneuerbarer Energie wie Wind und Photovoltaik ist in den vergangenen 30 Jahren eklatant kostengünstiger geworden und schlägt preislich die herkömmliche Produktion. Allerdings hat sich der Konsument an die ständige Verfügbarkeit gewöhnt und das können die beiden Technologien nicht über alle Zeiten bieten. Es braucht deshalb Speichermöglichkeit. Österreich hat zwar Pumpspeicherkraftwerke, welche jedoch hinsichtlich der Speicherkapazität nur einen sehr geringen Teil des (künftigen) Bedarfs abdecken können. Deshalb wird fieberhaft nach billigen, umweltfreundlichen und sicheren Stromspeichermöglichkeiten geforscht.

Die Technische Universität Graz hat 2018 eine Studie publiziert, wonach ein Abfallstoff aus der Papierherstellung, das Lignit, eine brauchbare organische Lösung ermöglicht. (https://steiermark.orf.at/stories/3069351/) Ob das von der Energie Burgenland und der Firma CMBlu nun in Angriff genommene Pilotprojekt auf dieser Technologie beruht, konnte ich nicht sicher klären, ist jedoch sehr wahrscheinlich. Laut Aussage des Entwicklers und Firmenleiters sind noch Fragen offen, aber das Pilotprojekt wird schon ausreichend abgesichert sein. Es wird sicher von vielen verfolgt werden.

https://burgenland.orf.at/stories/3158600/

Vorgesehen ist ein relativ großer zentraler Netzspeicher, ähnlich einem mittelgroßen alpinen Pumpspeicherkraftwerk. Damit erhebt sich die Frage, ob solche zentrale Anlagen sinnvoll sind oder dezentrale Speicher doch mehr Vorteile bieten.

Bei zentralen Anlagen spielt die Skalierung eine wesentliche Rolle in der Wirtschaftlichkeit. Die Beschaffungs- und bei dieser Technologie anfallenden Wartungskosten sind jedenfalls deutlich günstiger als bei dezentralen Speichereinheiten am Ort der  Erzeugung oder des Verbrauchs. Dieser Vorteil wird jedoch durch die bei der Stromübertragung im Vergleich zu anderen Energieträgern relativ hohen Kosten für die Transportleistung stark eingeschränkt. Es macht also durchaus Sinn, die Erzeugungsspitzen und die Verbrauchsspitzen an ihrem Entstehungsort (Erzeugung, Konsumation) zu puffern, indem dort Zwischenspeicher eingebaut werden. Damit könnte der vielfach geforderte massive Ausbau der Stromnetze weitestgehend verhindert werden. Dies wäre zum Beispiel durch wartungsfreie und sichere Lithium-Eisenphosphat-Akkus möglich, wenn auch zu bisher höheren Kosten.

Braucht es überhaupt noch zentrale Speichermöglichkeiten? Ja, selbstverständlich, Allerdings nehmen diese dann Aufgaben in der Stabilisierung der verbundenen Netze und Funktionen der Versorgungsqualität und -Sicherheit wahr.

Was sind die Vorteile der dezentralen bzw. lokalen Speicherbatterien? Diese reduzieren die Belastung der Netze und tragen damit wesentlich zur lokalen Versorgungsqualität bei durch Spannungsstabilisierung und allenfalls lokale Versorgung in Energiegemeinschaften. Diese werden letztlich nur funktionieren, wenn abgerufene Leistung auch jederzeit lokal bereitgestellt werden kann. Damit stehen wir noch am Anfang der Entwicklung. Jedenfalls wird eine dezentrale Speicherung die Krisensicherheit deutlich erhöhen, was langfristig bis zu einem lokal oder gar regional unabhängig zu betreibenden Stromnetz führen kann. Wie auch bei anderen Gütern des täglichen Bedarfs erfordert es nicht nur Technologie, sondern in erster Linie eine funktionierende und stabile Organisation der Versorgung. Das braucht neue Übereinkünfte und Regeln wofür noch viele Fragen zu klären sind.


Günter Bramböck

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