Montag, 12. Dezember 2022

Mehr erneuerbarer Strom senkt den Preis: Warum?


In diesen aktuellen winterlichen Hochdrucklagen mit Dauernebel tragen Wind und besonders Photovoltaik sehr wenig zur Deckung des Strombedarfs bei. Wie führt ein Ausbau dieser Erzeugungsarten dennoch zur Senkung des Strompreises?

Der Effekt ist zunächst einmal darauf zurückzuführen, dass bei der Stromversorgung seit jeher und auch in Zukunft zunächst jene Kraftwerke immer voll im Einsatz sind, deren Betrieb praktisch keine Kosten verursacht, weil dafür keine Kohle oder Gas eingekauft werden muss. Die weitere Einsatz-Reihenfolge ist durch die Kosten der Primärenergie (Uran, Kohle, Gas, Öl) bestimmt, aber nicht immer alleine. Denn es kommt dann weiters auf den Gesamtwirkungsgrad des Kraftwerks, also dessen Energieeffizienz an. Je mehr Strom aus der zugekauften Energie erzeugt werden kann, desto niedriger die Stromkosten. Es gibt dann noch Sonderfälle, zB bei Gaskraftwerken oder Pumpspeicherkraftwerken.

Wenn der Verbrauch im Netz niedrig ist, sind die Kraftwerke mit höheren Kosten nicht in Betrieb. Die Finanzierungskosten für diese Kraftwerke sind aber weiterhin abzudecken, weshalb im Falle ihres Einsatzes die Einnahmen aus der Stromerzeugung höhere Stillstands- bzw. Reservestands-Kosten abdecken müssen. Grundsätzlich gilt: je weniger ein Kraftwerk zur Erzeugung eingesetzt wird, desto teurer wird der damit erzeugte Strom.

Das führt dann dazu, dass bei hohem Verbrauch die eher selten eingesetzten Kraftwerke herangezogen werden müssen und die Preise dann scheinbar überproportional ansteigen. Da dies aber nur für relativ kurze Zeit notwendig ist, wird der durchschnittliche Preis über ein Jahr stark gedämpft.

Umgekehrt betrachtet, gilt: je mehr günstiger Strom genutzt werden kann, desto seltener braucht es die teuren Kraftwerke und desto günstiger kann der durchschnittliche Strompreis werden.

Mit der Gaskrise und den sehr hohen Gaspreisen (sowie dem CO2-Aufschlag, besonders bei Kohle) im Vergleich zu den früheren Jahren steigt aber der Strompreis insgesamt viel stärker an und die erneuerbare Energie kann dieses hohe Volumen nicht so leicht ersetzen. Und natürlich nicht immer.

Und: Die Einspeisung bringt ja derzeit sehr viel Geld, wenn auch nur für kleinere Anlagen. Damit ist aber ein enormer Anreiz gegeben, so rasch wie möglich die gratis verfügbare Umweltenergie mittels Erzeugungsanlagen zu nutzen. Das wird dazu führen, dass je nach den gegebenen Rahmenbedingungen die Kapazitäten von Photovoltaik und Wind ausgebaut werden und schnell deutlich mehr günstige Energie verfügbar sein wird.

Derzeit sieht es noch nicht danach aus. Für die nächsten etwa sechs Jahre wird der Strompreis für Haushalte aus heutiger Sicht über etwa 35 ct/kWh liegen. Aber der Markt ist sehr volatil und das Preisgefüge kann sich kurzfristig ändern. Je mehr Photovoltaik und Wind genutzt wird, desto schneller und nachhaltiger gehen die Strompreise wieder nach unten. Das bedeutet auch, je länger wir uns dafür Zeit lassen, desto länger bleibt es teuer.

Wenn Sie nicht so lange auf günstigere Strompreise warten können oder wollen, sollten Sie in eine eigene Photovoltaik investieren. Das dauert zwar auch etwas, aber nicht sechs Jahre.
Günter Bramböck

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