Donnerstag, 29. Dezember 2022

Die große Skepsis

 


In Skandinavien liegt die durchschnittliche Temperatur im Jänner um etwa 7°C unter jener in unseren Breiten. Gemäß den Angaben des Europäischen Statistikamtes haben diese Länder jedoch die geringsten sozialen Probleme, ihre Wohnungen warm zu halten. Es gibt aber noch eine weitere anscheinend paradoxe Beobachtung. Für die Beheizung von Einfamilienhäusern werden die Wärmepumpen am häufigsten in Nordeuropa eingesetzt. In Finnland bei etwa 42%, in Schweden bei rund 45% und in Norwegen bei über 60% der Wohnhäuser. Die Wärme wird dabei meist der Außenluft entnommen (Quelle: EU Wärmepumpenverband).

Bei uns dagegen gibt es noch vielfach Vorbehalte, ob diese Technologie überhaupt eingesetzt werden kann. Speziell zweifeln jene Eigenheimbesitzer, deren Wohnhäuser mittels Heizkörper erwärmt werden, weil dabei das Heizwasser meist auf höhere Temperatur (60-80°C) gebracht wird. Dabei ist das eher eine “Vorsichtsmaßnahme” des Installateurs, um sich nicht vorwerfen zu lassen, die Heizung wäre zu schwach. Kaum jemand versucht, die Temperatur des Heizwasserkreislaufs abzusenken und trotzdem das Temperaturniveau in den Wohnräumen zu erhalten. Oft wäre eine Temperatur unter 50°C oder noch niedriger ausreichend, angestrebt werden sollten etwa 40°C. Denn Wärmepumpen brauchen mehr Strom, je größer der Temperaturunterschied zwischen Entnahmemedium und benötigter Heizwassertemperatur ist. 

Wenn das einfache Herunterregeln der Temperatur im Heizkreislauf zu einem unbefriedigenden Ergebnis führt, erwartet der Hausbesitzer meist, dass ohne bessere Wärmedämmung von Mauern und Fenstern ein Umstieg nicht möglich wäre und damit viel zu teuer. Es wäre aber zunächst besser zu prüfen, ob die vorhandenen Heizkörper gegen solche mit höherer Wärmeabgabe bei gleicher Gesamtlänge getauscht werden können. Das ist schnell und relativ kostengünstig zu bewältigen. Da die “alten Hochtemperatur-
Heizkörper” zur Regelung der Raumtemperatur den Wasserdurchfluss ohnehin mehr oder weniger drosseln, reichen die Heizrohre meist aus für eine niedrigere Wassertemperatur bei konstanterem Durchfluss.

Je früher der Hausbesitzer sich mit dem Thema befasst und die für sein Objekt passende Lösung kennt, desto eher schafft er den Umstieg. Eine rasche und gute Vorbereitung erleichtert es, die raren Fachfirmen zu bekommen und die Vorteile zu genießen.

Mit dem beschlossenen und zu erwartenden weiteren Anstieg der CO2-Abgabe von derzeit 30 EUR/t wird der Preis für fossile Brennstoffe sicher steigen (Schweden schon 120 EUR/t), während der zu einem wachsenden Teil aus erneuerbarer Energie gewonnene Strom preisstabiler sein wird. Darüber hinaus wird das Medium, welchem die Wärme für die Heizung entzogen wird (Luft, Erdboden), auch weiterhin keine Rechnung schicken. 

Ein besonderer Hinweis für jene, die sich fragen, wie sie ihr Geld sinnvoll anlegen können: Ein Heizsystem, welches laufende (Betriebs-)Kosten spart, ist die beste Geldanlage und seine Rendite kann langfristig von fast keinem seriösen Wertpapier geschlagen werden. Und das Wertpapier wird auch nicht staatlich gefördert.
Diese Geldanlage tut zudem unserer Umwelt und vor allem unserer Gesundheit gut.

Günter Bramböck


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