Mit dem Rückgang des Preises für fossile Treibstoffe und den nur langsam wieder sinkenden Strompreisen wird die Wirtschaftlichkeit von E-Mobilität zuletzt mehr in Frage gestellt. Das könnte sich aber sehr bald ändern. Zumindest für einen wesentlichen Teil des Jahres.
Die Energielieferanten kaufen elektrische Energie zu Marktpreisen, wobei ein erheblicher Teil zumindest Monate im Voraus beschafft wird, ein Teil kurzfristig gekauft - oder auch - verkauft werden muss. Je mehr Strom aus Wind oder Sonne gewonnen wird, desto stärker wirkt sich das Wetter auf das kurzfristige Angebot aus. Im vergangenen Winter war die Erzeugung aus Wind relativ gut, aus Photovoltaik ziemlich mau. Aber der Zuwachs findet derzeit und voraussichtlich noch einige Zeit verstärkt bei der Photovoltaik-Kapazität statt. In speziellen Situationen zeigt sich die künftige Entwicklung und Auswirkung schon jetzt.
Die Preise auf der Strombörse sind für Pfingstmontag, 29.5.2023, am Nachmittag sehr deutlich negativ (siehe Grafik). Jener Stromhändler, der für diese Stunden zu viel beschafft hat, muss den überschüssigen Strom irgendwie loswerden. Hat er nicht die Möglichkeit, eigene Kraftwerke abzustellen, muss er für das Entsorgen bezahlen, hier bis zu gut 80 EUR/MWh, das sind 8 ct/kWh. Das ist mehr als ein Haushaltkunde alleine für die Durchleitung der elektrischen Energie über das Netz bezahlen muss (also die Netzkosten).
https://www.epexspot.com/en/market-data?market_area=AT&trading_date=2023-05-28&delivery_date=2023-05-29&underlying_year=&modality=Auction&sub_modality=DayAhead&technology=&product=60&data_mode=graph&period=&production_period=Grund für die negativen Preise ist hauptsächlich ein Überschuss an erneuerbarer Energie. Es könnten bei viel Sonnenschein mehr und mehr solche Situationen auftreten. Und das eröffnet die Frage, warum man nicht in diesen Stunden günstigere Preise für das Aufladen von Batterien anbieten soll. Ein Geschäftsmodell dafür setzt eine entsprechende technische Lösung und flexible Preisprodukte voraus. Und das ist sicher in nächster Zeit zu erwarten. An der Ladesäule wird es dann darum gehen, wer zuerst dort ist und jene, die dort stehen, aber nicht (mehr) laden, zahlen extra. Also muss auch der Fahrzeugbesitzer flexibler werden.
Günstigere Konditionen für flexiblere Nachfrage gibt es schon in der Mobilität (beim Fliegen, bei der Bahn, im Hotel, usw.). Warum also nicht auch bald beim Aufladen der Autobatterie?
Es zahlt sich also aus, bei passender Gelegenheit dem Verbrenner adieu zu sagen.
Günter Bramböck